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Die Psychologie der Täuschung: So schützen Sie sich vor Cyberbetrug

In der Regel konzentriert sich das Themenspektrum der Cybersicherheit auf technische Abwehrmaßnahmen gegen Bedrohungen. Ein Blick hinter die Kulissen von Täuschungsmanövern kann jedoch aufzeigen, wie Cyberkriminelle die menschliche Natur zu ihrem Vorteil ausnutzen. Bei vielen Cyberangriffen – wie beispielsweise Phishing, Social Engineering und Desinformationskampagnen – spielt Betrug eine zentrale Rolle. Wir können die Funktionsweise dieser Mechanismen verstehen, indem wir die Emotionen aufzeichnen, die Täter bei ihren Opfern auslösen wollen.

Emotionale Auslöser, die von Cyberkriminellen verwendet werden

Hacker sind sehr geschickt darin, menschliche Gefühle zu manipulieren, um ihre Opfer zu beeinflussen. Diese Taktik zielt auf angeborene psychologische Reaktionen ab, die das rationale Denken manchmal außer Kraft setzen können. Zu den üblichen emotionalen Auslösern gehören:

  • Furcht und Dringlichkeit: Sie lösen Panik aus, um mit Botschaften wie „Handle jetzt oder verpasse es!“ übereilte Entscheidungen zu provozieren.
  • Autorität und Vertrauen: Die Täter imitieren Vorgesetzte oder Kontaktpunkte von Banken oder Regierungsstellen, um das Vertrauen in Autorität in ihrem Sinne auszuspielen.
  • Soziale Verbindung: Angreifer geben sich als direkte Kontakte aus, indem sie sich in E-Mail-Konversationen einschleusen oder Nachrichten nachahmen, die von jemandem zu stammen scheinen, den sie kennen. Dadurch erscheinen sie glaubwürdiger.
  • Neugier: Sie machen sich die menschliche Neugier zunutze, indem sie verlockende Nachrichten verschicken, die Benutzer dazu verleiten, auf bösartige Links zu klicken.
  • Belohnungen: Sie versprechen gefälschte Geschenke, Rückerstattungen oder Preise, um an Finanzdaten zu gelangen.

Beim Cyberbetrug kommen verschiedene Methoden zum Einsatz, die auf emotionaler Manipulation basieren. Einige der häufigsten Beispiele sind:

  • Social Engineering (einschließlich Phishing): Hierbei werden Täuschungstaktiken eingesetzt, die Emotionen wie Vertrauen, Autorität oder Dringlichkeit ausnutzen, um an interne bzw. persönliche Informationen oder Geld zu gelangen – beispielsweise durch betrügerische E-Mails, Telefonanrufe und/oder Imitation.
  • Identitätsdiebstahl: Im Zuge dessen werden persönliche Daten genutzt, um sich böswillig als jemand anderes auszugeben.
  • Business E-Mail Compromise (BEC): Dabei treten Hacker als Führungskräfte oder Lieferanten auf, um Unternehmen zu betrügerischen Überweisungen oder zur Preisgabe vertraulicher Daten zu verleiten.

Wie kann man sich vor böswilligen Akteuren schützen, die menschliche Schwächen ausnutzen?

Der Verhaltensökonom und Nobelpreisträger Daniel Kahneman beschreibt zwei Arten der kognitiven Verarbeitung:
System 1 ist für unsere schnellen, automatischen und intuitiven Reaktionen auf emotionale Auslöser wie Dringlichkeit, Angst, Neugier oder Verlangen verantwortlich. System 2 arbeitet langsamer sowie analytischer und ist in der Lage, Argumente abzuwägen und instinktiven Reaktionen entgegenzuwirken. Cyberkriminelle zielen absichtlich auf System 1 ab, um impulsive Entscheidungen auszulösen, bevor System 2 eingreifen kann. Vor diesem Hintergrund finden Sie hier einige Strategien, um die Systeme und Daten des Unternehmens vor Täuschung zu schützen:

  • Achtsamkeit üben: Wenn Sie Ihre Mitarbeitenden dazu ermutigen, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, nichts zu überstürzen und die Dinge ruhig anzugehen, fördern Sie maßvolle Reaktionen, die vom System-2-Denken gesteuert werden.
  • Wenden Sie die SIFT-Methode an: Indem Sie Ihre Teams anhalten, innezuhalten, die Quelle zu untersuchen, mehr Informationen darüber zu finden und den ursprünglichen Kontext zurückzuverfolgen, können Sie Angriffe und die Verbreitung von Desinformationen verhindern.
  • Emotionale Auslöser erkennen: Wenn Sie Ihren Mitarbeitenden dabei helfen, ihre Schwachstellen, wie z.B. Angst oder Anfälligkeit für Clickbait, zu erkennen, verringert sich das Risiko der Manipulation.
  • Überprüfen Sie vor dem Teilen: Rufen Sie zur Datenüberprüfung auf. Dies hilft sicherzustellen, dass Informationen authentisch und korrekt sind, bevor sie weitergegeben werden. So wird die Verbreitung von Bedrohungen verhindert.

Bei Cyberbetrug kann übereiltes Handeln der schlimmste Feind sein. Es ist wichtig, Ruhe zu bewahren, trotzdem darf menschliches Versagen nie ausgeschlossen werden. Deshalb ist eine mehrschichtige Sicherheitsstrategie von entscheidender Bedeutung: Falls jemand auf einen Betrug hereinfällt, können Technologien wie E-Mail-Filter, Verhaltensanalysen oder automatische Reaktionen den Angriff im Keim ersticken und so weitere Schäden für ein Unternehmen verhindern. Dieser Ansatz minimiert die Auswirkungen menschlichen Versagens und schützt das gesamte Unternehmen, selbst wenn ein Glied in der Kette ausfällt.